Ein Jahr war ich heute mit der selben Frau zusammen, so dass wir uns entschieden dies angemessen zu feiern.
Das Gourmetrestaurant in der Favorite in Mainz bietet jeden Sonntag ein 10 Gänge Menü mit den korrespondierenden Weinen an, so dass wir uns hierfür entschieden.
Vor dem eigentlichen Menü entschieden wir uns für einen sehr ansprechenden Rosé Champagner. Hierzu gab es einige kleine Appetitanreger.
Hierbei überzeugte mich besonders das Tartar. Insgesamt ein guter Anfang, welcher Lust auf mehr machte.
Danach kam der eigentliche Gruß aus der Küche.
Neben einem Schweinebauch auf Graupenrisotto, gab es noch eine sehr schmackhafte Rübensuppe und ein Tartar vom Lachs.
Insbesondere der Schweinebauch begeisterte. Zart und Geschmacksintensiv. Der Rest kam hier nicht ganz heran, war aber auch sehr gut.
Nunmehr folgte der erste Gang.
Gateau von der Gänsestopfleber, geschmortem Pumpernickel, Brioche und Feige.
Bisher war ich kein Fan von Gänsestopfleber, hat es mich doch nie wirklich begeistern können. Dies wurde heute anders. Fein und elegant im Geschmack, dazu eine gelungene Kombination mit dem Pumpernickel, welcher für sich alleine recht langweilig war. Hier bewies sich, dass es hinter dem Gericht eine Idee gab, die nur zusammen funktionierte. So unscheinbar die einzelnen Teile der Gerichte waren, so gut waren sie zusammen.
Nachdem der Start in das eigentliche Menü so gut gelang waren wir gespannt auf das was noch so kommen sollte.
Als Zweiter Gang wurden wir mit einem Salat von der Königskrabbe und Ingwer-Mayonaise überrascht.
Die Königskrappe war sensationell. Schwer den Geschmack näher zu erklären, in keinem Fall fischig, vielmehr fein.
Der dazugehörige Salat mit der Mayonaise, war sicherlich nicht schlecht, aber für mich keine Offenbarung.
Zwischen den Gängen wurde danach Gemüsechips mit einer Chili und Advokadodip serviert. Hier überzeugte die Intensive Aromen der roten Beete im besonderen.
Im Dritten Gang gabs nunmehr eine Krustentiersuppe mit einer Praline von Hochseefischen.
Durchaus schmackhaft ohne mich völlig zu überzeugen.
Im nächsten Gang wurde uns Bretonischer Hummer serviert.
Die Sauce war zwar sehr ähnlich zu der vorherigen Suppe, jedoch war die Einlage deutlich geschmackvoller. Sehr guter Hummer, in keiner Weise gummiartig. Einfach ausgezeichnet.
Als Fischgang folgte im Anschluss ein Petersfisch mit Bouillabaisse.
Leider der schwächste Gang des Abends. Hab ich die besten Fischgerichte meines Lebens hier schon genossen, ist dieser völlig daneben gegangen. Der Fisch viel zu durch, fast trocken. Auch die Bouillabaisse überzeugte mich nicht. Einzig das Gemüse war perfekt gegart, aber auch leider etwas langweilig.
Schade umso mehr, als dass ich weiß was hier möglich ist.
Der nächste Gang überzeugte mich da durchaus mehr.
Müritzlamm Filet und Backe, geschmort und Schafskäse, dazu Ratatouille.
Die geschmorte Backe war einfach sensationell zart. Die Sauce phantastisch. Auch das Filet war sehr gelungen, perfekt gegart und schmackvoll. Das Ratatouille traf auch völlig meinen Geschmack.
Nur der Käse war etwas geschmacklos und brachte keinen Mehrwert.
Danach folgte mein persönliches Highlight des Abends.
Taubenbrust mit Pistazienkruste, gefüllte Ravioli und zweierlei Sellerie.
Die Brust sensationell. Ein Wahnsinnsgericht. Kaum besser zu machen. Zart, geschmackvoll, fast wildartig.
Auch die Sauce (gott sei dank gabs noch was extra) war perfekt passend. Dazu passten die beiden Sellerievariationen, welche nicht nur in Kombination, sondern auch alleine super waren.
Die Ravioli war mit Innerein der taube gefüllt. Normalerweise nicht so mein Ding, aber hier perfekt abgeschmeckt.
Ich weiß hier verwende ich einige Superlative, aber es war eines der besten Gerichte die ich je gegessen hab.
Was danach kam konnte nur noch verlieren.
Der Käsegang war sehr ordentlich und brachte mich wieder runter, nach dem Hochgefühl der Taube.
Nunmehr folgten die Desserts.
Zum einen eine Creme-Brulee von Zitronengras mit einem Zitronensorbet.
Für mich ein echt gutes Dessert. Das Sorbet, mit seiner Säure, pufferte die Süße der Creme-Brulee gut und machte es etwas leichter und feiner. Die Gegensätze zogen sich sozusagen an.
Der letzte Gang und damit Abschluss bildete ein Vollmilchschokoladendessert mit Popcorn-Eis.
Ohne mich völlig umzuhauen, da für meinen Geschmack zu süß, ein guter Abschluss.
Zum Digestif, ich wählte einen sehr gut Cognac, folgte dann noch ein kleiner Gruß aus der Patisserie.
Die Schokomousse war schön intensiv, die Bailys-Trüffel waren nicht so meins. Auch die Nuß-Hörnchen überzeugten mich nicht 100%ig, aber ein schöner Abschluss.
Der Service ist freundlich, aufmerksam und perfekt organisiert.
Die Weinbegleitung hat mich an diesem Abend, im großen und ganzen, überzeugt.
Alles in allem war es ein sehr schöner Abend, mit hervorragendem Essen und noch besserer Begleitung.
Für jeden der sich für Sterneküche interessiert, sei das Sonntags-Spezial wärmstens empfohlen.
- Essen: 8
- Trinken: 7,5
- Service: 9
- Ambiente: 9
- Gesamt: 8,375